Baldrian

Gewöhnlicher Baldrian, die Elfenblume, Katzenkraut 
das pflanzliche Nervenmittel des gestressten Menschen
Valeriana officinale

baldrianblueten II

In der feuchten Aue eines Wasserlaufes, diesen Platz hat sie am liebsten aber mindestens dort, wo es feucht ist, da ist Baldrian zu Hause.
Sie hebt sich empor grazil und schlank mit ihren gefiederten Blättern, eben wie eine Elfe, ungefähr 160 cm hoch.
Ihre Scheindolden tragen im Juli – August weiße bis rosafarbene kleine Blüten, die, wenn die Sonne scheint, stark süßlich duften
aber wenn der Himmel bedeckt ist, strömt uns ein etwas eigenartiger Geruch entgegen, der uns an Katzen erinnert.
Kein Wunder, denn Katzen lieben diese Pflanze, sie suhlen sich regelrecht darin. Daher stammt auch der Name Katzenkraut oder Katzenwurz.

Tagfalter, Zweiflügler und Bienen besuchen die zarten trichterförmigen Blüten, die in der Regel zwitterig sind aber auch rein weiblich.
Nach der Samenreifung entsteht ein Pappus mit den sog. kleinen Nüsschen, die, wenn der Wind sie ins Wasser bläst auch schwimmen können.
Aber diese Pflanze vermehrt sich ebenfalls vegetativ.

Dieses schlanke, luftige Heilkraut ist mit einem starken Wurzelwerk in der Erde verankert. Das ist der Baldrian.
Hier in Deutschland treffen wir noch auf feuchten Magerwiesen den kleinen Baldrian Valeriana dioica an.
An Wegrändern und auf Trockenrasen finden wir noch einen alten Bekannten, den Feldsalat oder Rapunzel, Valerianella locusta.
Ja, er gehört ebenfalls zu der Familie der Baldriangewächse.

Weiter in den Bergen treffen wir den Bergbaldrian Valeriana montana und den echten Speik Valeriana celtica,
der in den Ostalpen auf kalkfreien Böden in Höhenlagen von 1800 bis 3300 m wächst. Bekannt ist die Verwendung der Pflanze zur Herstellung der bekannten Speik Seife.
Der Speik wurde aber auch als Räucherwerk und zum Schutz vor Insektenbefall verwendet. Ja, und da diese Pflanze so heiß begehrt ist, musste sie geschützt werden.

Ich möchte noch die mexikanische Baldrianschwester erwähnen, die Valeriana edulis, die an felsigen Berghängen (2000 m bis 3000 m hoch) gedeiht.
Sie erreicht eine stattliche Größe von 200 cm und entwickelt ein sehr großes Wurzelwerk. Für die mexikanischen Einheimischen ist sie ein Stärkungsmittel.
Sie wird für unsere Baldrianpräparate verwendet, da der Gehalt des begehrten Wirkstoffes sechsmal so hoch ist, wie der unseres heimischen Baldrians.

Wir sprechen aber heute über unseren heimischen, gewöhnlichen Baldrian, der auch die Bezeichnung officinale erhielt.
Daran erkennen wir, dass es sich um eine „alte“ Heilpflanze handelt.

Seine Beliebtheit als Heilpflanze geht weit ins Altertum zurück. Damals wurde diese Pflanze (bekannt als Phu) als erwärmendes,
menstruationsförderndes und harntreibendes Mittel eingesetzt. Es war ein Frauen- und Liebeskraut, welches die Fruchtbarkeit steigern sollte.
Noch bis zur Jahrhundertwende galt Baldrian als ein Frauennervenheilmittel und die Damen trugen stets ein Baldrianfläschchen mit sich.

Im Mittelalter war Baldrian als Allheilmittel bekannt, welches sogar mit anderen Theriak Pflanzen wie auch die Engelwurz und Bibernelle … vor der Pest schützen sollte.
Baldrian war noch lange nach den Pestzeiten als Mittel bekannt, welches vor  allerlei Krankheiten bewahren sollte und so hängte man sich ein Amulett aus Baldrian
um den Hals und verräucherte die Wurzel.

Jetzt sei noch erwähnt, dass der Baldrian aber auch in der Volksheilkunde als Mittel zur Verbesserung des  Augenlichtes eingesetzt wurde.

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Volksheilkundliches:

Alle Formen nervöser Zustände, Krämpfe und Schmerzen , da kommt  Baldrian zur Hilfe. Er ist ein zuverlässiges Nervenmittel,
wirkt durch Entspannung und fördert dadurch die Schlafbereitschaft.

Man kann Baldrian auch tagsüber nehmen, um der geistigen Erschöpfung entgegen zu wirken. Baldrian macht klar, wenn diese ganze Gedankenflut nicht mehr so in uns einhämmert.
Baldrian erdet, gleicht Sinnes-, Gedanken- und Stoffwechselaktivitäten aus.

Er ist auch für Menschen geeignet, die sehr sensibel auf ihre Umwelt reagieren.

Bei leichten Schlafstörungen kann man noch Melisse, Hopfen und Johanniskraut dazu nehmen.

Kommission E:

Baldrianwurzel (Valeriana Radix) Positiv-Monographie

Indikation:

Nervöse Erregungszustände, nervös bedingte krampfartige Schmerzen des Magen-Darmtraktes.
Nervös bedingte Schlafstörungen, Unruhe und Gedankenflucht
Nervöse Herzbeschwerden.
Überempfindlichkeit der Sinnes- Muskel- und Nervenschmerzen.
Neigung zu Ohnmachtszuständen.

Am Tag wirkt Baldrian auch beruhigend, entspannend und psychisch ausgleichend, antriebssteigernd, Steigerung der Konzentration und bessere Bewältigung von Stresssituationen.

Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass wenn Baldrian unterdosiert wird, anregend wirkt.
Bei 200 mg Extraktmenge regt Baldrian an und zum Beruhigen braucht man 500mg bis 900 mg ethanolisch –wässrigen Trockenextrakt. Die optimale Menge wäre also 600 mg.

Kontraindikation:

keine

Inhaltsstoffe:

Valepotriate, Isovaleriansäure, ätherische Öle, Alkaloid Actinidin

Anwendung:

Für Heilzwecke wird nur die Wurzel verwendet.

Als Tinktur 1 bis 2 Teelöffel vor dem Schlafengehen oder eine große Tasse Tee aus Wurzel-Kaltauszug trinkfertig erhitzen.

Als Urtinktur (Heilpraktiker oder Naturheilarzt) und  Fertigprodukten in der Apotheke oder Drogerie.

Baldrianwurzel ist im Kräuterhandel oder in der Apotheke als Radix Valerianae und als Tinktur als Tinctura Valerianae erhältlich.

Baldrianwein nach Susanne Fischer-Rizzi

Ein 1 Liter Glas mit 1/3 frischen, zerschnittenen Wurzeln auffüllen, 1 Esslöffel zerkleinerte Bio-Orangenschale zugeben und mit gutem Weißwein auffüllen.
Verschließen, 2 Wochen ziehen lassen und abseihen. Abends vor dem Zubettgehen ein bis zwei Likörgläschen trinken.

Kulinarisches:

Oben habe ich ja schon erwähnt, dass unsere Heilpflanze Baldrian mit dem Feldsalat verwandt ist. Genauso kann ich die Baldrianblätter kulinarisch zubereiten, nämlich immer ein paar Blätter in den Salat oder ins grüne Smoothy.

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alle Fotos copyrights Niseema Dorothea Broos

Ich wünsche euch eine gute Gesundheit 

Herzliche Kräutergrüße eure Kräuterfrau
Niseema Dorothea Broos
Kräuterpädagogin® Volksheilkunde