Brennessel

Urtica dioica + Urtica urens
Pflanzenfamilie der Brennesselgewächse - Urticaceae

Brennesselfrüchte 4.8
Foto: Brennnesselfrüchte © Niseema Dorothea Broos

Es waren einmal ...

und die Schwester zog aus, um ihre in Raben verzauberten Brüder zu finden und zu erlösen. Sie bekam die Aufgabe aus Brennesseln Fasern herzustellen und aus dem gesponnenen Garn sieben Hemden für ihre Brüder zu weben und zu nähen. Sie durfte in dieser Zeit nicht reden, denn sonst wären ihre Brüder verloren gewesen. Sie löste ihr Versprechen ein und es war nicht einfach für sie. Letztendlich erhielten ihre sieben Brüder ihre menschliche Gestalt wieder und die natürliche Ordnung war hergestellt.
Das Brennesselmärchen der Gebrüder Grimm in sehr kurzer Form. Und wieder einmal weiß der Volksmund in einer Geschichte das Wesen dieser wehrhaften Pflanze zu erklären.

Die Brennesseln wandelt um; denken wir nur an den Misthaufen. Obenauf steht der krähende Hahn und was wächst da hauptsächlich, Brennesseln und sie fühlen sich offensichtlich sehr wohl, denn sie gedeihen prächtig. Diese Pflanze ist ein Stickstoffanzeiger und sie bringt Fruchtbarkeit in den Garten, da sie sehr eiweißreich ist.
Die Brennesseljauche ist ein vorzügliches Pflanzenpflege und Düngemittel. Sie versorgt die Pflanzen nicht nur mit Nährstoffen, sondern sie kräftigt sie und macht sie widerstandsfähiger.

Ja, natürlich darf nicht vergessen werden, dass die Brennesseln auch eine Faserpflanze und Färbepflanze ist. In früheren Zeiten hüllten sich die Menschen in Nesselstoffe und man stellte Seile aus ihren Fasern her. Heute besteht der Nesselstoff leider nur noch aus Baumwolle. Aber es gibt schon wieder Nesselstoffe aus den Brennesseln zu kaufen. Ich habe einen Läufer aus Brennesseln „made in Nepal", der meinen Tisch ziert.
Die große Brennesseln ist zweigeschlechtlich. Das heißt es gibt eine männliche und eine weibliche Pflanze.Außerdem lässt sie sich gerne vom Wind bestäuben.
Sie ist eine wichtige Futterpflanze für allerlei schöner Schmetterlingsraupen, deren etwa 50 sind, z.B. wie der Admiral, Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs.

Volksheilkundliches: 

Die Brennesselpflanze gehört zu den guten alten Heilpflanzen. Der Kräuterpfarrer Künzle meinte dazu, dass wenn die Brennesseln nicht ihre Brennhaare hätte, schon längst ausgerottet wäre. Aber diese Brennesseln pustet uns eines, denn sie verfügt über unglaublich starke Vitalkräfte und setzt sich in der Tat überall durch, wo ihre „Arbeit" auch vonnöten ist.

Nun, das erste was mir einfällt ist; sie reinigt unser Blut. Die Brennesssel regt alle Vorgänge im Körper an, besonders die Nierentätigkeit. Sie kann den Harnsäurespiegel senken und wirkt deshalb gegen Rheuma und Gicht. Durch ihre aquaretische und diuretische Wirkung wird sie auch bei allen entzündlichen Erkrankungen der Harnwege und bei Nierengries eingesetzt als auch bei nesselsuchtartigen Hauterkrankungen und gegen Erschöpfungszustände und so nebenbei stärkt sie unser Immunsystem.
Da die Brennesseln besonders viel Eisen assimiliert, ist sie bei Blutarmut die Pflanze der Wahl. Sie verfügt über einen sehr hohen Chlorophyllgehalt. Im Chlorophyll fängt die Pflanze das Sonnenlicht ein (Photosynthese) und wandelt es in Zucker um, wobei Sauerstoff frei wird. Wie praktisch, denn unser Hämoglobin ermöglicht die Aufnahme von Sauerstoff und Eisen bindet diesen lebenswichtigen Stoff. 
Die Wurzeln der Brennesseln werden in der Volksheilkunde bei Prostataleiden verabreicht.

Ja, und neben den Blättern kreiert die weibliche Pflanze der Brennesseln auch noch Samen. In den Brennesselsamen ist fettes Öl und reichlich Linolsäure vorhanden. Sie wirken tonisierend und vitalisierend. Einfach sammeln und dann übers Essen gestreut. Es ist auch geschmacklich sehr angenehm.

Und was noch zu erwähnen ist, das sind die Brennhaare dieser Pflanzen. Sie wirken wie die Kanülen einer Spritze. Kommen wir damit in Berührung, dann bricht die Sollbruchstelle der Brennhaare und sie injiziert uns eine Flüssigkeit, die Histamine und Ameisensäure enthält, auf die wir dann mehr oder weniger allergisch mit Quaddeln und starkem Juckreiz reagieren.
In früheren Zeiten wurden Rheuma und Gicht erkrankte Menschen mit den Brennesseln „geschlagen".
Wo Brennesseln stehen finden wir übrigens auch immer Pflanzen, die den Juckreiz stillen und die Quaddeln wieder zum Verschwinden bringen.
Da wächst z. B. der große Ampfer und der Giersch aber am allerbesten helfen die Wegeriche. Man nimmt dazu den Pflanzensaft und befeuchte damit die Stelle. Das ist ganz einfach, indem man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt wird die Flüssigkeit frei.

Um noch die äußerliche Anwendung zu erwähnen: die Brennsessel wirkt positiv auf unser Haarwachstum. Das Brenneselshampoo ist sehr beliebt und wirkt auch gegen Schuppen.
Verabreicht wird die Brennesseln als Tee, Tinktur, Frischpflanzenpresssaft, Extrakt.

Kommission E:

Positiv

Zur Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege und zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden; als Durchspülung zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengries

Inhaltsstoffe:

Phenolsäuren, Phytosterole (Pflanzenhormone), Rutinoside, Cumarine, Lectine, Carotinoide, Chlorophylle
Vit. C, Histamin, Seretonin (Glückshormone), Ameisensäure, Acetylcholin, Eisen, Kieselsäure, Kalium, Calcium u.a.
Die Blätter werden im Frühling bis Frühsommer gesammelt; die Wurzeln im Frühjahr und Herbst, die Früchte im späteren Sommer.

Kulinarisches:

Die Brennesselsuppe und der Brennesselspinat sind wohl bekannt als eine der ersten vitalisierenden Frühjahrssuppen. Diese Pflanze gehört auch in die neun grüne Kräutersuppe. Man kann ebenfalls den Brenneselsaft trinken oder mit ins Smoothy tun. Ein paar Blätter in den Salat nicht vergessen. Mit dem Nudelholz kann man die Brennhaare gut auswalken; die Brennesseln schmecken übrigens auch ganz leicht süßlich. Die Samen getrocknet und in einem Glas gut verschließen, als Vitalgabe im Winter lohnt sich auszuprobieren.

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Foto: Brennnessel © Niseema Dorothea Broos

Herzliche Kräutergrüße eure Kräuterfrau
Niseema Dorothea Broos
Kräuterpädagogin® Volksheilkunde